Projekt-Infos

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Das Projekt DepriBuddy wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, im Rahmen des Förderprogramms Nähe über Distanz - Mit interaktiven Technologien zwischenmenschliche Verbundenheit ermöglichen.

Im Projekt wird eine App für Menschen entwickelt, die mit depressiven Episoden oder ähnlichen psychischen Herausforderungen umgehen müssen. Unsere geplante App soll über gemeinsame Freizeitgestaltung und Alltagsbewältigung sozialen Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung fördern, in schweren Zeiten Halt geben und gute Zeiten noch ein wenig schöner machen. Die App-Entwicklung folgt einer wissenschaftlichen Konzeption und soll neue Erkenntnisse im Bereich Verbundenheit durch Technik erbringen.

Im Projekt DepriBuddy erforschen wir, wie der Aufbau von Sozialkontakten und stabilisierenden Beziehungen über Distanz, unter Nutzung von Medientechniken, genau funktioniert. Dabei wollen wir insbesondere herausfinden, wie dieser Prozess durch die Gestaltungsweise des genutzten Mediums, dessen Funktionalitäten und Inhalte bestmöglich unterstützt werden kann.

Dies möchten wir gezielt für Menschen mit Depressionsproblematik untersuchen, da Depressionen oft mit sozialem Rückzug einhergehen. Das aktive Aufnehmen von Kommunikation fällt den Betroffenen dann schwerer und schwerer. Gerade Kontakt und das Erleben von Verbundenheit und Zugehörigkeit aber gehören zu den wichtigsten Faktoren im Kampf gegen Depressionen.

Bestehende soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram sind für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Herausforderungen nicht optimal, denn von diesen Plattformen profitieren eher Menschen, die ohnehin bereits sozial aktiv sind. Für sozial weniger aktive Menschen führen sie dagegen oft nicht zu einem stärkeren Erleben von sozialer Eingebundenheit und einer Verbesserung des psychischen Wohlbefindens: Im Gegenteil können sie aufgrund der dort herrschenden Aufmerksamkeitsökonomie gedrückte Stimmungen, psychische Fragilität und Selbstzweifel schlimmstenfalls sogar negativ beeinflussen.

Im Projekt DepriBuddy zielen wir deshalb darauf ab, Nähe-generierende Strategien und Eigenschaften verschiedener sozial verbindender Medien auf ihre Eignung für die Unterstützung depressiver Menschen zu untersuchen. Im Fokus sind dabei unter anderem Social-Media-Netzwerke, Media-Sharing-Plattformen, ASMR-Videos, Virtual Walks, Multiplayer-Games und Selbsthilfe-Apps.

Die jeweils hilfreichsten Gestaltungen, Funktionalitäten und Inhalte sollen in der zu entwickelnden App miteinander kombiniert werden. Die App soll niedrigschwellig und einladend sein. Den Nutzer:innen soll auf rücksichtsvolle Weise aus dem ‚Kommunikationsloch‘ herausgeholfen werden. Bestenfalls soll die App als eine Art zweites Zuhause fungieren. Dort können sich die Mitglieder von Selbsthilfenetzwerken virtuell treffen, gemeinsam verschiedene, auch interaktive, Inhalte erleben und sich gegenseitig bei der Bewältigung der diversen Anforderungen des Lebens und des Alltags unterstützen.

Das Projekt verfolgt damit einerseits das praktische Ziel der Entwicklung einer niedrigschwelligen und motivierenden App, mit der soziale Verbundenheit über eine breite Auswahl an Interaktionsmöglichkeiten hergestellt, gehalten und verfestigt werden kann.
Die Arten der Verbindung reichen dabei vom einfachen diskursiven Austausch und dem Teilen von Medieninhalten über die Synchronisierung von Alltagsaufgaben bis hin zu tele- und kopräsenten Erlebnissen wie virtuellen Spaziergängen und Co-Creation-Events. Die moderierten Inhalte der App werden dabei von Praktiker:innen aus dem Bereich der Sozialen Kunst und Selbsthilfe mit langjähriger Expertise in der Nutzung von Motivationsstrategien gestaltet und durchgeführt.

Damit einher gehen andererseits die wissenschaftlichen Ziele, die Funktionsweisen mediengestützter Verbundenheit hinsichtlich der benötigten medialen Designästhetiken, Nutzungsmodalitäten und psychophysischen Wirkpotenziale umfassend verstehbar, modellhaft darstellbar und übertragbar zu machen. Diese Funktionsweisen sollen zu dem Wissens- und Forschungsstand bezüglich medialisierter Affiliationsprozesse der beteiligten Disziplinen Soziologie, Medienwissenschaft und Psychologie ins Verhältnis gesetzt werden.

Leitend für die Entwicklung der App ist unser vierstufiges Arbeitsmodell medialisierter Nähe und Verbundenheit. Wie die Abbildung zeigt, wollen wir verschiedene Stufen gemeinsamer Aktivitäten umsetzen, die aufeinander aufbauen und auf jeder Stufe mehr Verbundenheit möglich machen:

Im Projekt arbeiten wir nach der Methode des Design Thinking, die eine gemeinsame Entwicklung der Ergebnisse mit der Zielgruppe ermöglicht. Dabei dienen mehrere Durchläufe von Bedarfsanalyse über Entwicklung bis Testung der App unter konsequenter Einbeziehung der Nutzenden einer wechselseitigen Qualitätssicherung und Präzisierung der wissenschaftlichen und technischen Ergebnisse. Die Arbeitsschritte der Durchläufe sind in der Abbildung dargestellt. In insgesamt vier Testphasen soll die entwickelte App so immer mehr dem Bedarf und den Wünschen der Zielgruppe angepasst werden.

Der Einbezug der Zielgruppe verbessert die Passgenauigkeit der entwickelten App und schafft gleichzeitig einen klar umgrenzten Gegenstands- und Phänomenbereich, das soziomediale Gefüge aus Zielgruppe und Interface. In diesem kann ästhetische Medienanalyse mit soziologischer und psychologischer qualitativer und quantitativer Empirie verzahnt werden. Die daraus entstehenden Fragestellungen leiten die Anpassung der App an den Bedarf. Zu Abschluss jedes Durchlaufs wird eine umfassende Evaluation der je schon umgesetzten Gestaltungen und Funktionalitäten vorgenommen. So wird die Wirksamkeit der entstehenden App hinsichtlich wahrgenommener Nähe, Verbundenheit, Community-Building und Lebensqualität erhoben und Schritt für Schritt verbessert, um so vielen Menschen wie möglich ein Stückchen virtuelles Zuhause zu bieten.

Weiterführende Links:

Projekt DepriBuddy auf der Seite der Sozialforschungsstelle Dortmund

Projekt DepriBuddy auf der Seite der Universität Greifswald

Projektsteckbrief auf der Seite des Fördergebers

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